M 4.149 Datei- und Freigabeberechtigungen unter Windows
Verantwortlich für Initiierung: Leiter IT, IT-Sicherheitsbeauftragter
Verantwortlich für Umsetzung: Administrator, Leiter IT
Windows-Betriebssysteme mit NT-Kern nutzen das Dateisystem NTFS. Die aktuellen Versionen sind NTFS 3.0 für Windows 2000 und NTFS 3.1 für Windows ab Version XP. Die Mechanismen zur Zugriffssteuerung unterscheiden sich dabei kaum. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick der möglichen Zugriffsrechte auf Dateien. Diese erlauben unter Windows ab Version 2000 eine wesentlich detailliertere Konfiguration, als dies unter Windows NT 4.0 mit NTFS 2 möglich ist.
Zugriffsrechte für Ordner | Zugriffsrechte für Dateien |
---|---|
Ordner durchsuchen | Datei ausführen |
Ordner auflisten | Daten lesen |
Attribute lesen | Attribute lesen |
Erweiterte Attribute lesen | Erweiterte Attribute lesen |
Dateien erstellen | Daten schreiben |
Ordner erstellen | Daten anhängen |
Attribute schreiben | Attribute schreiben |
Erweiterte Attribute schreiben | Erweiterte Attribute schreiben |
Unterordner und Dateien löschen | |
Löschen | Löschen |
Berechtigungen lesen | Berechtigungen lesen |
Berechtigungen ändern | Berechtigungen ändern |
Besitzrechte übernehmen (seit Windows 7 ist diese Einstellung mit "Besitz übernehmen" betitelt.) | Besitzrechte übernehmen (seit Windows 7 ist diese Einstellung mit "Besitz übernehmen" betitelt.) |
Tabelle: Überblick der Zugriffsrechte für Ordner und Dateien
Die Zugriffsrechte können auf Dateien oder Ordner angewandt werden. Im Rahmen der Rechtevererbung ist es möglich, dass Rechte eines Ordners an Dateien und/oder Unterordner weitergereicht werden, so dass eine einfache Möglichkeit besteht, die Zugriffsberechtigungen in einem ganzen Teildateibaum durch die Änderung an einer Stelle zu wechseln. Das Vererben an die Objekte in einem Verzeichnis kann gezielt durch folgende sieben Einstellungen kontrolliert werden, die angeben, auf welche Objekte die Zugriffsrechte vererbt werden sollen:
- Nur diesen Ordner
- Diesen Ordner, Unterordner und Dateien
- Diesen Ordner, Unterordner
- Diesen Ordner, Dateien
- Nur Unterordner und Dateien
- Nur Unterordner
- Nur Dateien
Durch die Option Berechtigungen nur für Objekte und/oder Container in diesem Container übernehmen kann zudem erreicht werden, dass die Rechte nicht rekursiv in den jeweiligen Unterbaum weitervererbt werden, sondern nur auf die Objekte im aktuellen Verzeichnis.
Zur Steuerung der Rechteübernahme auf Objekte beim Einsatz des Vererbungsmechanismus stehen zwei weitere Optionen zur Verfügung:
- Das Übernehmen vererbter Rechte kann für Objekte mit der Option Vererbbare übergeordnete Berechtigungen übernehmen erlaubt oder blockiert werden.
- Das Übernehmen vererbter Rechte durch Objekte im Unterbaum kann mit den Optionen Berechtigungen in allen untergeordneten Objekten zurücksetzen und die Verarbeitung vererbbarer Berechtigungen aktivieren erzwungen werden.
Stehen die beiden Rechte in Konflikt miteinander, so wird die erzwungene Übernahme der vererbten Rechte durchgesetzt.
In Windows XP, Vista und Windows 7 sind die Zugriffseinstellungen für Ordner- oder Dateiname in Erweiterte Sicherheitseinstellungen für Ordner- oder Dateiname umbenannt und um die Registerkarten Überwachung und Effektive Berechtigungen erweitert worden.
Die Überwachung des Zugriffs auf Objekte, wie Dateien, Ordner und Programme lässt sich in Windows XP Vista und Windows 7 über die Registerkarte Überwachung konfigurieren. Hierbei ist es beispielsweise möglich, fehlerhafte Zugriffe auf einen Ordner zu überwachen. Diese Zugriffsüberwachung kann an alle, im Ordner enthaltenen Ordner und Dateien, vererbt werden.
Die Überprüfung der Rechte eines Benutzers erfolgt unter Windows XP, Vista und Windows 7 mittels der Registerkarte Effektive Berechtigungen. Es kann für jede Datei und jeden Ordner überprüft werden, welche effektiven Berechtigungen ein Anwender oder eine Gruppe haben. Diese effektiven Berechtigungen können aufgrund von Vererbung oder Zugehörigkeit eines Benutzers zu verschiedenen Gruppen unterschiedlich sein.
Diese Fülle an unterschiedlichen Dateiberechtigungen im Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Vererbungsmechanismen macht die Verwaltung von Zugriffsrechten für den Benutzer unübersichtlich. Im Normalfall empfiehlt sich daher, nur die zusammengesetzten Standardzugriffsrechte zu verwenden:
Ordner | Dateien | entspricht |
---|---|---|
Vollzugriff | Vollzugriff | alle Einzelberechtigungen |
Ändern | Ändern | Lesen, Ausführen ergänzt um Löschen |
Lesen, Ausführen | Lesen, Ausführen | Lesen ergänzt um Datei ausführen |
Ordnerinhalt auflisten | - | |
Lesen | Lesen | Daten lesen, Attribute lesen, erweiterte Attribute lesen, Berechtigungen lesen |
Schreiben | Schreiben | Daten schreiben, Daten anhängen, Attribute schreiben, erweiterte Attribute schreiben |
Tabelle: Standardzugriffsrechte
Im Rahmen der Planung des Windows Einsatzes ist auch das Berechtigungs- und Zugriffskonzept für Dateien und Ordner zu entwerfen, durch das die detaillierten Zugriffsrechte festgelegt werden. Dabei sind die organisatorischen und geschäftlichen Anforderungen zu berücksichtigen. Generell empfiehlt es sich, für die Windows-Systemdateien restriktive Rechte zu vergeben.
Als Ausgangskonfiguration für Windows 2000 können die folgenden Berechtigungsvorgaben genutzt werden, die auf jeden Fall an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Die vorgeschlagenen Einstellungen gehen davon aus, dass die Benutzerkennung Hauptbenutzer (Power-User) nicht verwendet wird, da administrative Belange durch Administratoren mit entsprechenden Berechtigungen im Rahmen des Administrationskonzeptes abgedeckt werden. Aus diesem Grund ist die Kennung Hauptbenutzer aus allen Zugriffslisten zu entfernen. Zusätzlich empfiehlt sich im Rahmen des Administrationskonzeptes eine Gewaltenteilung, so dass die administrativen Berechtigungen auf entsprechende Konten aufgeteilt werden. Im Folgenden wird jedoch davon ausgegangen, dass die Gruppe Administratoren die gesamte administrative Gewalt hat. Die Berechtigungen gelten nur für die angegebenen Verzeichnisse oder Dateien und sind nicht für die Vererbung gedacht.
Stammverzeichnis der Systempartition |
Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen |
---|---|
\WINNT | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff ERSTELLER-BESITZER: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen |
WINNT\REPAIR | Administratoren: Vollzugriff |
WINNT\SYSTEM32\CONFIG | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen |
WINNT\SYSTEM32\SPOOL | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff ERSTELLER-BESITZER: Vollzugriff Benutzer: Lesen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Verzeichnisse unter Windows 2000
Verzeichnis / Datei | Rechte |
---|---|
boot.inintldr | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff |
autoexec.batconfig.sys | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen |
TEMP | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Ändern |
PROGRAMME | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen |
Dokumente und Einstellungen | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Dateien unter Windows 2000
Verzeichnis | Rechte |
---|---|
Stammverzeichnis der Systempartition | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt auflisten; Lesen |
\WINDOWS | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff ERSTELLER-BESITZER: Spezielle Berechtigungen Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt auflisten; Lesen |
WINDOWS\REPAIR | Administratoren: Vollzugriff |
WINDOWS\SYSTEM32\CONFIG | Administratoren: VollzugriffS YSTEM: VollzugriffBenutzer: Ordnerinhalt auflisten |
WINDOWS\SYSTEM32\SPOOL | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff ERSTELLER-BESITZER: Spezielle Berechtigungen Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt auflisten; Lesen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Verzeichnisse unter Windows XP
Verzeichnis / Datei | Rechte |
---|---|
boot.inintldr | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff |
autoexec.batconfig.sys | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen |
/WINDOWS/Temp | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Spezielle Berechtigungen |
PROGRAMME | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt auflisten; Lesen |
Dokumente und Einstellungen | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt auflisten; Lesen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Dateien unter Windows XP
Die Berechtigungsvorgaben für Verzeichnisse unter Windows Vista und Windows 7 dokumentiert folgende Tabelle:
Verzeichnis | Rechte |
---|---|
Stammverzeichnis der Systempartition | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt anzeigen; Lesen |
\WINDOWS | Administratoren: spezielle Berechtigungen Ordner durchsuchen / Datei ausführen, Ordner auflisten / Datei lesen, Attribute lesen, Erweiterte Attribute lesen, Dateien erstellen / Dateien schreiben, Ordner erstellen / Daten anhängen, Attribute schreiben, Erweiterte Attribute schreiben, Löschen, Berechtigungen lesen Auf die Unterordner haben die Administratoren Vollzugriff SYSTEM: wie AdministratorenBenutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt anzeigen; Lesen TrustedInstaller: Ordnerinhalt anzeigen |
WINDOWS\SYSTEM32\CONFIG | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt anzeigen; Lesen ERSTELLER-BESITZER: Vollzugriff TrustedInstaller: Ordnerinhalt anzeigen |
WINDOWS\SYSTEM32\SPOOL | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt anzeigen; Lesen ERSTELLER-BESITZER: Vollzugriff TrustedInstaller: Ordnerinhalt anzeigen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Verzeichnisse unter Windows Vista und Windows 7
In obiger Tabelle wird der TrustedInstaller erwähnt, siehe dazu M 4.341 Integritätsschutz ab Windows Vista im Abschnitt Windows Ressource Protection und TrustedInstaller für weitergehende Hinweise.
Die Berechtigungsvorgaben für Dateien unter Windows Vista und Windows 7 dokumentiert folgende Tabelle:
Verzeichnis / Datei | Rechte |
---|---|
Bootmgr BCD | System: lesen, ausführen Administratoren: lesen, ausführen TrustedInstaller: Vollzugriff |
autoexec.batconfig.sys | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen TrustedInstaller: Vollzugriff |
TEMP | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Spezielle Berechtigungen |
PROGRAMME | Administratoren: spezielle Berechtigungen Ordner durchsuchen / Datei ausführen, Ordner auflisten / Datei lesen, Attribute lesen, Erweiterte Attribute lesen, Dateien erstellen / Dateien schreiben, Ordner erstellen / Daten anhängen, Attribute schreiben, Erweiterte Attribute schreiben, Löschen, Berechtigungen lesen. Auf die Unterordner haben die Administratoren Vollzugriff SYSTEM: spezielle Berechtigungen wie Administratoren TrustedInstaller: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen, Ordnerinhalte anzeigen, Lesen |
Benutzer | Administratoren: Vollzugriff SYSTEM: Vollzugriff Benutzer: Lesen, Ausführen; Ordnerinhalt anzeigen |
Tabelle: Berechtigungsvorgaben für Dateien unter Windows Vista und Windows 7
Bei einer Aktualisierung eines Windows NT Rechners auf eine aktuellere Windows Version werden nicht die Standardberechtigungen der aktuelleren Windows Version installiert, sondern es werden die vorhandenen Windows NT Einstellungen übernommen. Daher muss bei solchen Systemen immer überprüft werden, ob die Berechtigungen konform zum entworfenen Berechtigungskonzept sind.
Freigabe für den Netzzugriff
Windows ab Version 2000 erlaubt es, Verzeichnisse und die darin enthaltenen Dateien über eine Freigabe für den Netzzugriff zur Verfügung zu stellen. Dabei erfolgt die Zugriffskontrolle zweistufig. Es können Zugriffsberechtigungen für die Netzfreigabe selbst eingerichtet werden. Sie bestimmen, wer generell auf die Netzfreigabe zugreifen darf.
Sind die Benutzer für die Berechtigungsvergabe beispielsweise auf eigene oder Projektdateien zuständig, so müssen sie entsprechend geschult werden. Anderenfalls können unsichere Dateizugriffsrechte unter Umständen zur Kompromittierung eines Einzelsystems oder, im schlimmsten Fall, zur Kompromittierung des Informationsverbundes führen.
Eine Berechtigungsvergabe an die vorkonfigurierte Benutzergruppe Jeder (insbesondere Vollzugriff, Schreiben/Ändern) sollte grundsätzlich vermieden werden. Soll der Zugriff für alle Benutzer möglich sein, empfiehlt sich stattdessen die Verwendung der ebenfalls vorkonfigurierten Gruppe Authentifizierte Benutzer.Weiterhin wirken die oben beschriebenen, auf Dateisystemebene angegebenen Zugriffsrechte auf Dateien und Verzeichnisse. Berechtigungen auf Netzfreigaben können nur über die Rechte:
- Vollzugriff,
- Ändern und
- Lesen
gesteuert werden. Eine feinere Kontrolle ist jedoch an dieser Stelle nicht notwendig.
Um Datei-, Verzeichnis- und Freigabeberechtigungen festzulegen, sollten folgende Regeln beachtet werden:
- Freigaben auf Arbeitsplatzrechnern sind zu vermeiden
- Freigaben auf Domänen-Controllern sind ebenfalls zu vermeiden, da Domänen-Controller sensitive Daten speichern.
- Alle nicht vermeidbaren Freigaben auf Arbeitsplatzrechnern und Domänen-Controllern sind zu begründen und zu dokumentieren und sollten nur nach einer vorherigen Risikoabwägung erfolgen.
- Für alle Freigaben und die dadurch zugreifbaren Daten müssen die Zugriffsberechtigungen so restriktiv wie möglich vergeben werden.
- Es sollte überlegt werden, das Benutzerkonto Jeder zu entfernen und stattdessen das Benutzerkonto Authentifizierte Benutzer zu verwenden.
- Das Zugriffskonzept muss dokumentiert sein.
Prüffragen:
-
Wurde ein bedarfsgerechtes Berechtigungs- und Zugriffskonzept für Windows erstellt?
-
Sind die Berechtigungen aller Verzeichnisse und Dateien auf allen, von einem älteren Windows-Betriebssystem aktualisierten, Rechnern überprüft worden?
-
Sind die eingestellten Datei- und Verzeichnisberechtigungen von freigegebenen Verzeichnissen für den Netzzugriff geeignet? Wurden die Freigaben so restriktiv wie möglich vergeben?