M 2.327 Sicherheit beim Fernzugriff unter Windows XP, Vista und Windows 7
Verantwortlich für Initiierung: IT-Sicherheitsbeauftragter, Leiter IT
Verantwortlich für Umsetzung: Administrator
Mit Windows XP wurden zwei neue Mechanismen zur Fernsteuerung eines Rechners eingeführt: der Remote-Desktop und die Remote-Unterstützung. Der Remote-Desktop basiert auf der Technologie der Terminaldienste ( RDP -Protokoll) und macht eine Anmeldung am System über ein Netz möglich. Die Remot-Unterstützung erweitert den Remote-Desktop um die Möglichkeit, innerhalb einer bestehenden Sitzung auf die Bildschirminhalte eines entfernten Rechners zuzugreifen und gegebenenfalls auch die Steuerung des Rechners zu übernehmen. Von Windows Vista und Windows 7 werden diese Mechanismen zur Fernsteuerung ebenfalls unterstützt.
Der Remote-Desktop wird primär für Wartungsarbeiten auf Windows XP, Vista und Windows 7 Rechnern über ein Netz eingesetzt. Hierzu können auch eine Vielzahl von Tools von Fremdanbietern eingesetzt werden. Der Einsatz der Remoteunterstützung ist bei Unternehmen und Behörden vor allem in Szenarien denkbar, wo Mitarbeiter eines internen oder externen Support-Zentrums einem Benutzer die notwendige Hilfestellung geben sollen. Bei einem aktivierten Remote-Zugriff via mmc.exe-Tools, telnet und Kommandozeilentools ist immer ein Timeout zu setzen. Ein Timeout sorgt für eine automatisierte Abmeldung des Nutzers vom Fernzugriff bei Inaktivität nach einer festzulegenden Zeitspanne.
Bei der Benutzung des Remote-Desktops ist zu beachten, dass immer nur genau ein Benutzer auf dem Zielrechner angemeldet sein kann. Der Remote-Desktop ist nicht als Ersatz für Terminaldienste zu verstehen.
Der Remote-Desktop ist standardmäßig aktiviert. Im Allgemeinen ist diese Einstellung zu deaktivieren. Remote-Desktop und Remote-Unterstützung können mittels der folgenden Gruppenrichtlinienobjekte aktiviert oder deaktiviert werden: Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste sowie Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste und Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | System | Remoteunterstützung oder lokal über die Systemsteuerung (bei Windows XP unter System | Remote und bei Windows Vista unter System | Erweiterte Systemeinstellungen | Remote) erfolgen. Bei Windows 7 lautet der Pfad System und Sicherheit | System | Remoteeinstellungen.
Beim Einsatz dieser beiden Technologien muss auf folgendes geachtet werden:
- Es ist starke Verschlüsselung (128-bit, Einstellung Höchste Stufe) zu verwenden. Diese muss in der Richtlinie Verschlüsselungsstufe der Clientverbindung (für Windows XP festzulegen unter Computerkonfiguration | Windows-Einstellungen | Administrative Vorlagen | Terminaldienste | Verschlüsselung und Sicherheit und für Windows Vista unter Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Sicherheit) aktiviert werden. In Windows 7 findet sich die Einstellung unter Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopsitzungs-Host | Sicherheit. Unter Verschlüsselungsstufe der Clientverbindung festlegen ist auch die Höchste Stufe auszuwählen.
- Es sollte keine automatische Kennwortanmeldung benutzt werden. Dies muss für Windows XP durch die Aktivierung der Richtlinie Clients bei der Verbindungsherstellung immer zur Kennworteingabe auffordern unter Computerkonfiguration | Windows-Einstellungen | Administrative Vorlagen | Terminaldienste | Verschlüsselung und Sicherheit ausgeschaltet werden. Das gilt auch für den XP-Mode unter Windows 7. In Windows Vista ist die Einstellung unter Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Sicherheit zu aktivieren. In Windows 7 muss die Einstellung unter Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopsitzungs-Host | Sicherheit aktiviert werden.
- Die Umleitungen von Zwischenablage, Drucker, Dateiablagen und Smartcard-Anschlüssen, die für Windows XP unter Computerkonfiguration | Windows-Einstellungen | Administrative Vorlagen | Terminaldienste | Client/Server-Datenumleitung aktiviert und deaktiviert werden, sollten nach Möglichkeit vermieden. werden. Unter Windows Vista lauten die entsprechenden Pfade Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Druckerumleitung bzw. Geräte- und Ressourcenumleitung bzw. Temporäre Ordner. In Windows 7 sind die Optionen unter Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopsitzungs-Host | Geräte- und Ressourcenumleitung bzw. Temporäre Ordner zu finden.
Die Gruppe der berechtigten Benutzer für den Remote-Desktopzugriff wird entweder über die Zuweisung entsprechender Benutzerrechte in den Richtlinien (Anmeldung über Terminaldienste zulassen, Anmeldung über Terminaldienste verweigern) oder über die Systemsteuerung spezifiziert. Standardmäßig ist der entfernte Zugriff für die Gruppe der Administratoren sowie für die Gruppe Remotedesktopbenutzer, die nach der Installation leer ist, möglich.
Für den Aufbau einer Remote-Unterstützungssitzung gibt es die folgenden Möglichkeiten:
- "Eine vertrauenswürdige Person zur Unterstützung einladen"
- "Einem Benutzer, von dem Sie eingeladen wurden, Hilfe anbieten"
Der aktuell angemeldete Benutzer muss dem Aufbau einer Sitzung explizit zustimmen. Der Benutzername des Helfers stellt wegen fehlender Authentisierung die Schwachstelle beim Verbindungsaufbau dar. Aus diesem Grund erfordert der Remote-Unterstützungsmechanismus einen sorgfältigen Einsatz.
Es gibt zwei Möglichkeiten eine Remote-Sitzung zu starten. Die erste Option ist die Einwahl mittels Einladungsdatei. Soll eine Remote-Sitzung über diese Option aufgebaut werden, muss sich der Kommunikationspartner stets, bei jeder neuen Sitzung, mit einem entsprechenden Kennwort authentisieren. Dieses Kennwort muss durch den anderen Kommunikationspartner über einen gesonderten Kanal erfragt werden.
Die zweite Option ist die Verwendung von EasyConnect. Hierbei muss sich der Kommunikationspartner einmalig per Kennwort authentisieren. Da bei späteren Sitzungen der gleichen Kommunikationspartner eine weitere Authentisierung nicht notwendig ist, sollte EasyConnect grundsätzlich im Unternehmen nicht eingesetzt werden. Die Option der Einwahl mittels Einladungsdatei ist zu bevorzugen.
Durch die Definition entsprechender Richtlinien ist beim Einsatz der Remote-Unterstützung folgendes zu gewährleisten:
- Eine Sitzung sollte nur nach einer expliziten Einladung aufgebaut werden. Soll das Anbieten der Remote-Unterstützung möglich sein, darf der Verbindungsaufbau nur bestimmten Benutzergruppen erlaubt werden (
z. B.
Support-Mitarbeiter). Die Definition erfolgt hierbei in Form von:
<Domänenname>\<Benutzername>
<Domänenname>\<Gruppenname> <Benutzername>@<Domain>.<TopLevelDomain>.
Eine Auswahl aus vorhandenen Benutzern bzw. Gruppen ist nicht möglich. - Die maximale Gültigkeitsdauer der Einladung muss auf eine, für das Unternehmen oder die Institution annehmbare Größe, eingestellt werden. Die maximale Gültigkeitsdauer sollte fünf Minuten nicht überschreiten.
- Wird eine Einladung zur Remote-Unterstützung in einer Datei abgespeichert, so sollte ein Kennwort vergeben werden, um die Gefahr einer unautorisierten Verwendung der Einladung zu verringern.
- Die Steuerungsart (Helfer dürfen den Computer nur ansehen bzw. Helfer dürfen den Computer remote steuern) sollte nach Möglichkeit restriktiv (Helfer dürfen den Computer nur ansehen) gesetzt werden.
Beim Einsatz von Remote-Desktop und/oder Remote-Unterstützung sind die Auswirkungen auf die Konfiguration und Verwaltung von Firewalls zu berücksichtigen. Grundsätzlich wird empfohlen, keine Remote-Desktop- oder Remote-Unterstützungsverbindungen von außerhalb des eigenen Netzes zuzulassen.
Zusammengefasst gilt, dass der Einsatz von Fernsteuerungsmechanismen sehr sorgfältig abgewogen werden muss. Insbesondere aufgrund der bestehenden Unterschiede bei der Benutzerauthentisierung sollten die Vor- und Nachteile des jeweiligen Mechanismus in Betracht gezogen werden. Wird in einem Unternehmen oder einer Behörde kein Gebrauch von Remote-Desktop bzw. Remote-Unterstützung gemacht, so sind diese unbedingt zu deaktivieren.
Basiseinstellungen für GPOs
Die nachfolgenden Einstellungen gelten nur für den Einsatz beider Fernsteuerungsmechanismen. Soll einer der beiden oder beide Mechanismen nicht verwendet werden, so ist dieser zu deaktivieren. Hierfür ist die Modifikation der unten angegebenen Richtlinieneinstellungen notwendig.
Die nachfolgende Tabelle listet Gruppenrichtlinieneinstellungen für Computer unter Windows XP auf, die für die Benutzung von Remote-Desktop und Remote-Unterstützung konfiguriert werden sollten.Richtlinie | Status | Einstellung |
---|---|---|
Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Verschlüsselung und Sicherheit | Verschlüsselungsstufe der Clientverbindung festlegen | Aktiviert | Höchste Stufe |
Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Verschlüsselung und Sicherheit | Clients bei der Verbindungsherstellung immer zur Kennworteingabe auffordern | Aktiviert | |
Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Client/Server-Datenumleitung | * | Aktiviert/ Deaktiviert | |
Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | System | Remoteunterstützung | Remoteunterstützung anbieten | Deaktiviert | |
Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | System | Remoteunterstützung | Angeforderte Remoteunterstützung | Aktiviert | Helfer dürfen den Computer remote steuern. Maximale Gültigkeitsdauer: 5 Minuten |
Tabelle: Gruppenrichtlinieneinstellungen für Computer (Windows XP)
Die nachfolgende Tabelle listet Gruppenrichtlinieneinstellungen für Computer unter Windows Vista und Windows 7 auf, die für die Benutzung von Remote-Desktop und Remote-Unterstützung konfiguriert werden sollten.
Richtlinie | Status | Einstellung |
---|---|---|
Windows Vista: Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Sicherheit | Clients bei der Verbindungsherstellung immer zur Kennworteingabe auffordernWindows 7:Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopsitzungs-Host | Sicherheit | Bei der Verbindungsherstellung immer zur Kennworteingabe auffordern | Aktiviert | |
Windows Vista: Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Sicherheit | Verschlüsselungsstufe der Clientverbindung festlegenWindows 7:Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopsitzungs-Host | Sicherheit | Verschlüsselungsstufe der Clientverbindung festlegen | Aktiviert | Höchste Stufe |
Windows Vista und Windows 7: Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | System | Remoteunterstützung | Remoteunterstützung anbieten | Deaktiviert | |
Windows Vista und Windows 7: Computerkonfiguration | Administrative Vorlagen | System | Remoteunterstützung | Angeforderte Remoteunterstützung | Aktiviert | Helfer dürfen den Computer remote steuern. Maximale Gültigkeit-sdauer: 5 Minuten |
Tabelle: Gruppenrichtlinieneinstellungen für Computer (Windows Vista und Windows 7)
Die nachfolgende Tabelle listet Gruppenrichtlinieneinstellungen für Benutzer unter Windows XP auf, die für die Benutzung von Remote-Desktop und Remote-Unterstützung konfiguriert werden sollten.
Richtlinie | Status | Einstellung |
---|---|---|
Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Regeln für Remoteüberwachung von Terminaldienste-Benutzersitzungen festlegen | Aktiviert | Vollzugriff mit Erlaubnis des Benutzers |
Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Client | Speichern von Kennwörtern nicht zulassen | Aktiviert |
Tabelle: Gruppenrichtlinieneinstellungen für Benutzer (Windows XP)
Die nachfolgende Tabelle listet Gruppenrichtlinieneinstellungen für Benutzer unter Windows Vista auf, die für die Benutzung von Remote-Desktop und Remote-Unterstützung konfiguriert werden sollten.Richtlinie | Status | Einstellung |
---|---|---|
Windows Vista: Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Remotedesktopverbindungs-Client | Speichern von Kennwörtern nicht zulassenWindows 7: Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktopverbindungs-Client | Speichern von Kennwörtern nicht zulassen | Aktiviert | |
Windows Vista: Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Terminaldienste | Terminalserver | Verbindungen | Regeln für Remoteüberwachung von Terminaldienste-Benutzersitzungen festlegenWindows 7: Benutzerkonfiguration | Administrative Vorlagen | Windows-Komponenten | Remotedesktopdienste | Remotedesktop-sitzungs-Host | Verbindungen |Regeln für Remotesteuerung von Remotedesktopdienste-Benutzersitzungen festlegen | Aktiviert | Vollzugriff mit Erlaubnis des Benutzers |
Tabelle: Gruppenrichtlinieneinstellungen für Benutzer (Windows Vista und Windows 7)
Prüffragen:
- Ist die automatische Kennwortanmeldung bei Windows XP, Vista und Windows 7 deaktiviert?
- Ist die Gruppe der berechtigten Benutzer für den Remote-Desktopzugriff über die Zuweisung entsprechender Benutzerrechte oder in den Richtlinien festgelegt worden?
- Sind die Gruppenrichtlinien sicher und bedarfsgerecht konfiguriert worden?
- Kann eine Remote-Unterstützung nur nach einer expliziten Einladung über EasyConnect oder eine Einladungsdatei erfolgen?
- Ist die maximale Gültigkeitsdauer der Einladung auf eine annehmbare Größe eingestellt worden?
- Wird bei der Speicherung einer Einladung in einer Datei ein Kennwort auf die Datei vergeben?
- Werden die Auswirkungen auf die Konfiguration der Firewall bei der Planung der Remote-Unterstützung berücksichtigt?
- Wurden die Fernsteuerungsmechanismen vollständig deaktiviert, wenn deren Einsatz nicht vorgesehen ist?