M 2.171 Geeignete Auswahl eines Systemmanagement-Produktes

Verantwortlich für Initiierung: Leiter IT

Verantwortlich für Umsetzung: Administrator

Nach Aufnahme der aktuellen Systemsituation (siehe M 2.168 IT-System-Analyse vor Einführung eines Systemmanagementsystems) und Festlegung der Managementstrategie (siehe M 2.169 Entwickeln einer Systemmanagementstrategie) muss ein geeignetes Systemmanagementsystem ausgewählt werden. Je nach Größe des zu verwaltenden Systems können hier unterschiedliche Realisierungen zweckmäßig sein:

Moderne netzfähige Betriebssysteme sind in der Regel schon mit Funktionen ausgestattet, die eine zentrale Verwaltung z. B. von Benutzern und Benutzergruppen erlauben. Für den Unix-Bereich kann hier z. B. NIS oder NIS+ genannt werden, im Windows-Bereich erlaubt das Windows NT-Domänen-Konzept eine zentrale Benutzerverwaltung über den Domain Controller. Ähnliche Möglichkeiten bietet auch Novell mit Intranetware an. In der Regel existieren zudem auch Möglichkeiten, ein netzweites Policymanagement zu betreiben.

In kleineren und mittleren Netzen stellen daneben das Softwaremanagement, das Management der Rechnerkonfigurationen sowie das Überwachen von Systemkomponenten die drängensten Problembereiche dar. Hier können dann zusätzliche Softwaretools eingesetzt werden, die die Aufgaben einzeln übernehmen können. Insbesondere in den Bereichen, die auch durch die Disziplinen des Netzmanagements abgedeckt sind (Konfigurationsmanagement, Überwachung), kann der Einsatz eines Netzmanagement-Tools in Betracht gezogen werden.

Für den Windows-Bereich lassen sich z. B. Tools wie das "Novell Zero Administration Kit", das den Administrator bei der Installation neuer Rechner unterstützt, die "Microsoft Management Console", die eine einheitliche zentrale Sicht auf alle Administrationstools anbietet, sowie den "Microsoft Systems Management Server (SMS)" nennen. So bietet z. B. das Produkt SMS dem Administrator folgende Möglichkeiten:

SMS ist dabei allerdings nicht für eine heterogene Umgebung ausgelegt. Zudem erfolgt die Fernwartung nur halbautomatisch und erfordert einen Administrator vor Ort, so dass der Einsatz nur für kleinere und räumlich zusammenliegende Netze angezeigt ist.

Für den Unix-Bereich kann z. B. zur Verwaltung und Verteilung von Software das Programm "rdist" eingesetzt werden, mit dem auf entfernten Rechnern Software installiert oder aktualisiert werden kann. Dabei ist es möglich, aus einem zentralen Softwarepool genau die Produkte auf den jeweiligen Rechnern zu installieren, die von den Mitarbeitern für die Erledigung ihrer Aufgaben benötigt werden. Weitere, auch kostenfrei, erhältliche Zusatzprogramme (meist aus dem universitären Umfeld) erlauben z. B. die Überwachung des Netzes über SNMP.

Die so zusammengestellten Lösungen bieten für kleinere und mittlere Netze eine kostengünstige Alternative. Allerdings setzen sie in der Regel einen versierten Administrator voraus, der auch unter Umständen durch Eigenprogrammierung Anpassungen an lokale Gegebenheiten vornimmt oder Zusatzfunktionalität integriert.

Für größere und große Netze sind solche Lösungen jedoch ungeeignet, da die Funktionalitäten in verschiedenen, nicht integrierten Tools angesiedelt ist. Für große Unternehmens- oder Behördennetze kommen nur Systemmanagementsysteme in Frage. Vor der Einführung eines solchen Systems sollte beachtet werden, dass dies in der Regel einen beträchtlichen Eingriff in das laufende System darstellt und gut geplant werden muss. Nicht selten dauert die Einführung mehr als 12 Monate, bei einer mindestens sechsstelligen Investitionssumme für größere Netze. Die Wahl des richtigen Managementsystems ist deshalb wichtig. Folgende Kriterien sollten bei der Wahl des zu beschaffenden Systems beachtet werden:

Die hier angeführten Aspekte sind als Anhaltspunkte bei der Bewertung von Managementsystemen zu verstehen. Je nach lokalen Gegebenheiten sollten aufgrund der aktuellen Systemsituation (siehe M 2.168 IT-System-Analyse vor Einführung eines Systemmanagementsystems) und aufgrund der Managementstrategie (siehe M 2.169 Entwickeln einer Systemmanagementstrategie) Anforderungen an das Managementsystem formuliert werden, die als "K.O.-Kriterien" bei der Entscheidung herangezogen werden können. Die obigen Kriterien sollten immer eine Gewichtung erfahren, die die lokalen Präferenzen wiedergeben.

Die Anforderungen an das Managementsystem und die Leistungen des ausgewählten Managementsystems sind in der Regel nicht vollständig in Einklang zu bringen. Dies macht es notwendig, die erstellte Managementstrategie nach Auswahl des konkreten Produktes an dessen Funktionsumfang anzupassen.